Ich bin unsicher. Muss man das Tempelhofer Feld in seiner jetzigen Form als einzigartigen Raum schützen und bewahren oder bieten sich hier Chancen für eine moderne Stadtentwicklung mit neuen Wohn- und Arbeitsräumen?
(Foto by Orangedrunk on Flickr)
Die Situation: Das Tempelhofer Feld war einer der ersten und größten Flughäfen der Welt und ist seit seiner Schließung 2009 ein öffentlicher Park mit mehr als 2 Millionen Besuchern in 2013. Es ist die größte Brachfläche im Stadtzentrum Berlins und einer der größten Stadtparks der Welt. Es gibt einen Entwicklungsplan, der an den Rändern den Bau von Wohn- und Bürobauten, sowie einem neuen Gebäude für die Landesbibliothek vorsieht.
Die Argumente der Stadtentwickler: Berlin braucht Wohnraum, um maroden alten zu ersetzen und um die steigenden Mieten zu begrenzen. Das Tempelhofer Feld ist ein attraktiver Ort, der mit einer maßvollen Entwicklung seinen Charakter als offene Fläche behalten kann und dabei wertvolle neue Möglichkeiten schafft.
Oben sieht man die Planung in der Übersicht. Rot markiert sind zukünftigen Wohnflächen, violett die öffentlichen Gebäude, vor allem die Bibliothek und eine Grundschule, gelb und blau ist Gewerbe, orange gemischt. Das entspricht ungefähr einem Drittel der Fläche. In der Mitte sieht man die neue Wegeführung.
Die Argumente der Entwicklungsgegner: Der Park muss in seiner jetzigen Form erhalten bleiben, weil er ein einzigartiger Freiraum inmitten der Stadt ist. Er ist außerdem günstig, wichtig für das Klima und bietet Lebensraum für seltene Pflanzen und Tiere. Schließlich bindet der Bebauungsplan die Bürger nicht genug ein, er ist zu teuer und das Argument der Wohnraumschaffung gilt nicht, da es genug andere Brachflächen in Berlin gibt. Daher gibt es ein Volksbegehren dagegen, das noch bis zum 13. Januar läuft. Knapp 40 000 Stimmen fehlen noch um anschließend einen Volksentscheid durchzuführen, Stand heute. Hier ist ein Film, der historische Fakten und Argumente zusammen fasst.
Eine gute Diskussion gibt es auf faz.net auf Basis eines sehr ausbau-kritischen Artikels, der besonders das Unfertige, Leere und Unkommerzielle Berlins als Besonderheit preist und erhalten will. Ein Gefühlsargument, das viele Bebauungsgegner anspricht, die sich nicht mit der Sachdiskussion um Mietpreise, Flora und Fauna und Entwicklungskosten beschäftigen wollen.
Ich bin unsicher. Beide Gruppen haben für mich schlüssige Argumente, emotionaler wie rationaler Art. Ich tendiere aber eher dazu, das Feld als Chance für neue Entwicklungen zu verstehen und es nicht einfach so zu lassen wie es ist. Ich glaube auch, dass der Park in einer kleineren Form ebenso einzigartig, besonders und wertvoll sein kann.
Was meint ihr?