Deutschland auf der Couch

Immer dieses Nachdenken. Gibt es ein Land der Welt, in dem die Bewohner so viel über sich, ihre Geschichte, ihre Identität, ihr Land nachdenken wie die Deutschen? Ist das was Gutes? Oder was Schlechtes? Und ist dieses Nachdenken über das Nachdenken, quasi ein Metanachdenken, Teil, Lösung oder Problem des Problems?

Offensichtlich, wir drehen uns im Kreis. Viel interessanter als Deutschland von innen zu betrachten, ist es, Deutschland von außen zu betrachten. Dabei fallen mir all die interessanten Zuschreibungen ein, denen man im Ausland als Deutscher begegnet. So sagte der Argentinier: “Krass, immer wieder Katastrophen bei euch und immer wieder steht ihr auf”. Oder die Brasilianer: “Ich verstehe nicht, worüber ihr euch immer so die Köpfe zerbrecht. Euch gehts doch super!” Interessant auch die Reaktionen, als ich mich in Thailand nicht mehr als Deutscher (auf die unvermeidliche Frage “Where you’re from?!”) sondern als Schweizer vorstellte. Super angenehm! Denn über die Schweiz konnte man dort nicht so richtig viel sagen, außer dass es dort Berge gibt und es ziemlich kalt ist. Das war alles, keine Klischees mehr von Fußball und Formel1, “Guten Tag” und “Dankeschön” und so verliefen die folgenden Gespräche etwas interessierter und ergebnisoffener.

Nun machen sich hier in Deutschland wieder Menschen über ihr Land Gedanken. Diemal auf filmische Art:

Deutschland09, Deutschland auf der filmischen Couch – ein Film zur Lage der Nation, im Jahr der Jubiläen (die wir übrigens jedes Jahr haben, weil es hier ja so unfassbar viele identitätsstiftende Augenblicke gab) von 13 Regisseuren, die kurzfilmerisch ihre Sicht auf Deutschland zeigen. Sehr unterschiedliche Filme, von kurzweilig bis langatmig, von offensichtlich, bis etwas um die Ecke. Aber leider nur etwas um die Ecke.

Um den Film als Anstoß für eine breitere gesellschaftliche Diskussion zu verwenden, gibt es hier den Aufruf zu einer Blogparade. Hier kann man sich an der Deutschland-Reflektion beteiligen. Wie oben gesehen, ich habs probiert, aber irgendwie habe ich keine Lust mehr, immer wieder über Deutschland nachzudenken. Ich finde es reicht jetzt nach all Du bist Deutschland, Fußball WM und Deutschland Card. Ich bin lieber Schweizer. Im Ausland, dann muss ich mir keine Gedanken darüber machen, was es heißt, Deutscher zu sein.