Die Next08 liegt nun etwas mehr als eine Woche zurück und über die Konferenz ist viel geschrieben und gemeint worden: “Gute Organisation”, “zu viel Business, zu wenig Vision”, “gutes Essen”, “schwaches Wlan”, “zu laut”, “beeindruckende Ansammlung von Brancheninsidern”, “Schlipsträger, die keinen Schlips tragen”, etc.
Einge Fragen bleiben aber immer offen und die Macher stricken, nach einer wohlverdienten Pause, sicher schon an Konzepten für das kommende Jahr. Eine Frage jedoch, die meines Wissens verblüffenderweise selten öffentlich gestellt wurde, ist die nach einem Live-Stream aus den Panels oder von der Konferenz allgemein. Denn eine Veranstaltung, die sich “Get Realtime” auf die Fahnen schreibt, muss sich diese Frage sicherlich gefallen lassen.
Martin Recke, Hauptverantwortlicher in der Organisation der Konferenz hat sich die Frage gefallen lassen und ein Interview gegeben, das ich hier im Original wieder geben möchte. Vielen Dank dafür!
Frage:Warum gab es auf einer Konferenz, die das Motto “get realtime” hat, und die sich auch explizit mit Live Video beschäftigte, keinen Live Video Stream?
Martin Recke: Unser Fokus lag auf der Videoaufzeichnung. Denn nach unseren Erfahrungen werden viele Videos in den Wochen und Monaten nach der next conference von etlichen tausend Menschen angesehen. Ein Livestream würde nur einen Bruchteil davon erreichen.
Nachfrage: Dass es Livevideo gibt, schließt ja die nachträgliche Bereitstellung als Videoaufzeichnung nicht aus. Im besten Fall streamt man live und hat das ganze als abrufbares Video im Netz sobald man auf Stop drückt, oder?
M.R. Soweit die Theorie. In der Praxis setzt das eine Menge voraus, der Aufwand ist nicht gerade klein und die möglichen Fehlerquellen zahlreich…
Frage:Wertet ein Live-Videostream eine Konferenz vielleicht für Präsenzbesucher ab, die dann keinen Eintritt mehr zahlen, sondern sich statt dessen per Netz informieren?
M.R. Das kann sein, spielt aber für uns höchstens eine untergeordnete Rolle. Die Teilnehmer kommen neben dem Programm auch für das Liveerlebnis, die entspannte Atmosphäre und das Networking.
Frage:Gab es Bedenken hinsichtlich der technischen Machbarkeit, an der man sich “nicht die Finger verbrennen” wollte? Oder waren die verfügbaren Lösungen vielleicht schlicht zu teuer?
M.R. Es war eine Grundsatzentscheidung, die Machbarkeit war nicht das Thema.
Frage:Unter welchen Vorraussetzungen ist eine Next09 vorstellbar, die Live-Video-Übertragungen anbietet?
M.R. Wir müssten davon überzeugt sein, dass wir Liveübertragungen brauchen.
Frage:Eine Einschätzung, bitte. Gibt es technische Grenzen für Live-Video im Netz? Wird Live-Video bald die Leistungsfähigkeit der heutigen Datenübertragung überfordern und so vielleicht zum Killer für die Netzneutralität?
M.R. Sicher gibt es technische Grenzen. Sie werden aber von der technischen Entwicklung dauernd erweitert. Die Netzneutralität sehe ich eher durch wirtschaftliche und politische Interessen gefährdet als durch Livevideo.
Nachtrag: In Martin Reckes eigener Zusammenfassung der Konferenz, taucht unter der Rubrik “What we could have done better” schließlich auch der Livestream auf.