Nachdem ich jetzt aus mysteriösen Gründen sowohl bei diesem Spreeblick-Artikel als auch bei einem auf merkwürdige Art wieder verschwundenen Artikel auf dem NRW-SPD-Blog keinen Kommentar anbringen konnte, folgt das ganze nun an dieser Stelle, ist ja auch wichtig genug.
Die Hysterie um Entwicklungshilfe für Afrika geht mir zusehends auf den Sack, das muss ich leider so deutlich sagen. Ich weiß nicht, was z.B. Bob Geldof reitet außer der Sucht nach Aufmerksamkeit, wenn er sich ein ums andere Mal als Weltretter geriert. Das, was er heute als angeblicher Chefredakteur der Bild-Zeitung ablieferte, setzt der ganzen scheinheiligen Soße die Krone auf.
Empörung, Überraschung, Bestürzung, Mitleid – ein ganzes Emotionsfeuerwerk wird da zum armen, armen Afrika abgefeuert, dass einem übel wird. Diekmann reibt sich die Hände und sonnt sich im Lichte des vermeintlichen Gutmenschen, ohne auch nur einen vernünftigen Satz zu den Hintergründen der Situation Afrikas erwähnt zu haben. Dabei wäre das doch in einer Sonderausgabe so gut möglich gewesen!
Und die Hilfsorganisationen schreien Zeter und Mordio und wollen immer mehr Geld. Was auf der Hand liegt, denn sie dürfen es ja dann ausgeben.
Dabei sollten doch inzwischen wenigstens ein paar grundsätzliche Dinge zu Afrika klar geworden sein, wenn sogar ich es mitbekommen habe. Statt mehr Geld sollte man den Abbau von einseitigen Handelsbarrieren und Agrarsubventionen fordern, korrupte Regime in Afrika in die Pflicht nehmen und diejenigen entlarven, die vorgeben für “ganz Afrika” zu sprechen.
Ja, ich meine z.B. Südafrikas Präsident Mbeki, der nicht nur Simbabwes Diktator Mugabe kräftig unterstützt, sondern auch mit der südafrikanischen Wirtschaft ähnlich rücksichtslos die Rohstoffe der afrikanischen Staaten ausbeutet wie multinationale Rohstoffkonzerne.
Und ja, ich meine Konzerne wie Shell. Denen kommen nämlich kaputte System wie das von Nigeria oder der kleinen Ölinselns vor der westafrikanischen Küste prima entgegen. Förderung ohne Rücksicht auf Umweltschäden, Beschäftigung zu Spottlöhnen und keine Investition in die Infrastruktur. Und dann ballern sie uns hier ihre “Ich habe eine Vision”-Spots um die Ohren.
(vgl. Greenpeace Reportage)
Und ja, ich meine europäische Agrarunternehmen, die subventioniertes Gemüse so billig in Afrika verkaufen, dass es sich nicht lohnt, dort welches anzubauen. Und Fischereiflotten, die billige Lizenzen von korrupten Verwaltern kaufen und die Küsten Senegals leer fischen. Und noch einmal die naiven Gutmenschen, die denken mit ihren abgetragenen Klamotten in der Kleidersammlung die armen Afrikaner zu unterstützen, aber eigentlich dafür sorgen, dass dort keine Textilien mehr produziert werden. Und so weiter und so weiter..
Es ist absurd. Oxfam, Rotes Kreuz, Caritas, Bild, Geldof – alle fordern mehr Geld für Afrika. Denn die Realität ist ihnen viel zu komplex. Es wird Zeit, dass wir nicht auf selbsternannte Samariter, sondern auf Leute wie z.B. James Shikwati hören. Afrika muss sich endlich selber helfen dürfen. Und aufhören können, Projektionsfläche für Elend, Leid und im Umkehrschluss für Nächstenliebe zu sein.